Der SUPERNOVA M99 DY PRO im detaillierten Test

Der SUPERNOVA M99 DY PRO im detaillierten Test

08/12/2022

Das Radreise- und Gravelportal BIKEPACKING.com hat kürzlich unseren M99 DY PRO genauer unter die Lupe genommen. Herausgekommen ist das ausführlichste und anspruchsvollste Review, das es zu unserem Dynamo-Flaggschiff bis dato gibt. Erschienen zuerst auf Englisch, für Euch hier exklusiv und unverändert in deutscher Übersetzung.

 

Originaltext: Kyle Ponce / Übersetzung & Fotos: Joshua Meissner

 

 

 

Hier im Norden Deutschlands steht der dunkle Winter vor der Tür. Es ist die Jahreszeit, in der die Sonne bereits anfängt zu schwinden, bevor man es schafft, seinen Nachmittagskaffee zu trinken. Lange Tage im Sattel verlangen neben vielen Schichten auch eine gute Lichtanlage. Passenderweise sandte mir dafür Supernova mit dem M99 DY PRO das neueste und bisher leistungsfähigste Mitglied ihrer bereits starken Reihe an Dynamoscheinwerfern zu. Nach einer eingehenden Testphase freue ich mich, meine Eindrücke und Erkenntnisse zu dem Top-Scheinwerfer zu teilen.

 

 

Specs

 

  • Lichtstärke: 700/1000 Lumen
  • Material: Aluminium
  • Gewicht: 120g ohne Lenkermontage
  • Preis: 325€
  • Herstellungsland: Deutschland

 

 

Unboxing

 

Wie alle Supernova Produkte ist die Verarbeitung des M99 vertrauenserweckend hochwertig. Mit einem Gewicht von 120g liegt die Lampe spürbar in der Hand, was ein Gefühl von Robustheit vermittelt. Das Gehäuse besteht aus Aluminium mit edler mattschwarzer Eloxierung. Das auf Bruchsicherheit ausgelegte Glaselement wirkt angemessen stark. Dahinter sitzt eine Matrix aus polierten Spiegeln, die das Licht der hellen LEDs reflektieren und nach vorne lenken. Supernova hebt hervor, dass diese Technologie der Automobilbranche entlehnt ist – ein Detail, das für den Geschmack meiner aus Überzeugung radfahrenden Freunde ruhig ungesagt bleiben könnte. Trotz dessen ist die Optik sehr beeindruckend. Vom Gehäuse weg führen drei gut isolierte Kabel: eins zum Rücklicht, eins zum Dynamo und eins zum Schalter fürs Fernlicht. Dazu später mehr.

 

 

Einrichtung

 

Ich habe den Supernova Universal-HBM Halter benutzt, um den M99 DY PRO zentral an meinem Lenker zu befestigen. Wird der Scheinwerfer woanders montiert, wie z.B. an der Gabelkrone oder an einem Mini-Frontträger, ändert sich das Lichtbild auf der Straße. Für diesen Bericht habe ich mich an die Empfehlung der Supernova Webseite gehalten.

Im letzten Schritt wird der Scheinwerfer an seine Stromquelle, den Nabendynamo, angeschlossen. Dank der übersichtlichen Beschriftung von Supernova war die Einrichtung unproblematisch. Natürlich braucht es etwas Feingefühl, um eine profimäßige Verkabelung zu basteln, aber darum soll es hier nicht gehen. Für die Einrichtung des M99 DY PRO musste ich das Dynamokabel kürzen, Flachstecker auf die Kabelenden crimpen, Schrumpfschlauch drüber stülpen und schließlich die Stecker mit den Ausgängen des Schmidt Nabendynamos verbinden. Voilà – es werde Licht! Für das Rücklicht wird das Prozedere wiederholt und dann kann es auch schon losgehen.

 

 

 

 

Im Einsatz

 

Je nachdem wie und wo man Rad fährt, ist ein starker Scheinwerfer absolut goldwert. Die Kombi aus M99 DY PRO und Nabendynamo begleitet einen zuverlässig bis in die Ferne, ohne dass man sich jemals Sorgen machen muss, dass einem dabei der Strom ausgeht – ganz im Gegensatz zu Batterie- oder Akku-betriebenen Leuchten. Allerdings hat diese Zuverlässigkeit seinen stolzen Preis. Bei einem Kostenpunkt von 325€ wird der M99 nicht in jedes Budget passen und ich würde empfehlen davor sicherstellen, dass es auch zu den individuellen Bedürfnissen passt. In diesem Sinne schauen wir uns mal die wichtigsten Aspekte an, die bei der Entscheidung helfen können.

 

 

 

Helligkeit

 

Den M99 DY PRO hell zu nennen wäre eine blanke Untertreibung. Auf meiner ersten abendlichen Ausfahrt mit dem Scheinwerfer hat mich seine Leistung umgehauen. Die 700 Lumen erleuchten alles, und das nicht nur direkt frontal, sondern auch in der Peripherie.

Der helle Lichtkegel des Scheinwerfers lässt Stöcke, Wurzeln, Schlaglöcher und andere Hindernisse auf Abstand leuchten. Im Gegensatz zu weniger starken Scheinwerfern können die Augen entspannen und das Fahren in der Nacht wird nahezu so mühelos wie am Tage.

Fährt man etwas schneller, signalisiert ab circa 20km/h das weiße Aufleuchten des Druckschalters am Lenker, dass das Fernlicht bereitsteht. Mit Drücken des Schalters wechselt seine Farbe auf blau und alles erstrahlt in satten 1000 Lumen Dynamolicht.

 

 

Fernlicht

 

Das Fernlicht lässt nicht nur das Sichtfeld noch heller erstrahlen, es erweitert auch den Lichtkegel oberhalb des Horizonts. Das funktioniert genauso wie das Fernlicht im Auto und laut Supernova ist der M99 DY PRO der erste Dynamo-betriebene Scheinwerfer, der diese Funktionalität bietet. Bis zur Novelle der StVZO war das nicht zulässig, um eine Blendung von entgegenkommende Verkehrsteilnehmenden auszuschließen.

Dementsprechend ist das Fernlicht nur außerhalb von Ortschaften zulässig. Besonders nützlich ist es abseits der Straße beim Brettern über Waldautobahnen und Schotterpisten. Allerdings schaltet sich das Fernlicht automatisch ab, wenn die Geschwindigkeit unter etwa 20km/h sinkt. Da ich keine Rennen fahre, bringt mir das Fernlicht wenig beim Winden durch enge Trails. Im Verlauf des Testens habe ich das Fernlicht so viel wie möglich genutzt, aber im Endeffekt hat es sich für mich eher als nette Spielerei herausgestellt. Für meinen entspannten Fahrstil auf und abseits der Straße sind die 700 Lumen mehr als ausreichend.

 


Lichtbild

 

Die Lichtverteilung eines Scheinwerfers ist mir mindestens so wichtig wie seine absolute Helligkeit. Meiner Meinung nach ist der SON Edelux II einer der besten auf dem Markt, weil er in diesem Aspekt ganz weit vorne liegt. Das Licht wird nämlich so gelenkt, dass die Straße gleichmäßig beleuchtet wird, ohne dass Photonen nach oben ins Nichts verschwinden.

In diesem Aspekt liefert Supernova eine Glanzleistung ab. Der M99 bringt das Licht genau dorthin, wo man es braucht, und sonst nirgends. Zum Vergleich, der Sinewave Beacon Scheinwerfer leuchtet relativ undefiniert nach vorne, anstatt es mit einzelnen Spiegelelementen auf die Fahrbahn zu lenken. Die besondere Konstruktion des M99 hängt mit den bereits erwähnten StVZO-Richtlinien zusammen, die in diesem Fall dafür sorgen, dass man in der Zivilisation fahren kann, ohne jemanden zu blenden. Für die meisten von uns ist das ein echt wertvolles Feature.

 

 

Flackern

 

Alle, die mal mit Dynamo-Licht unterwegs gewesen sind, kennen das markante Flackern der LEDs bei niedriger Geschwindigkeit. Bei Dynamo-Lichtanlagen lässt sich das nie komplett vermeiden. Denn anders als Batterie-betriebene Scheinwerfer müssen sich beim Anfahren mit Dynamo-Scheinwerfern erst die Kondensatoren aufladen, was einen Moment dauert. Innerhalb dieses Zeitfensters kann das Licht flackern. Kleinere, weniger helle Scheinwerfer benötigen weniger Leistung und flackern daher kaum – beispielsweise bei einigen Busch & Müller Lampen ist es kaum wahrnehmbar. Bei Hochleistungsscheinwerfern wie dem Sinewave Beacon oder eben dem M99 DY PRO ist es deutlicher ausgeprägt.

Nach meiner Erfahrung flackert der M99 unterhalb von etwa 8 km/h. Bei schnellerer Fahrt leuchtet das Licht konstant. Das Flackern war für mich nie ein Problem, da ich meistens innerhalb von wenigen Sekunden auf diese Geschwindigkeit beschleunige. Ist der Kondensator voll aufgeladen, sorgt beim Halt ein Standlicht für Sicherheit. Beim wiederholten Anfahren bleibt das Flackern dann aus, da die Energie des Kondensators den Dynamo unterstützt.

 

 

Vorteile

 

  • Helle 700 Lumen Lichtstärke, 1000 Lumen Fernlicht

  • Fernlicht je nach Dynamo schon ab ca. 14 km/h verfügbar

  • Hervorragendes Lichtbild, das auf wie abseits der Straße gut funktioniert
       
  • Hochwertige Verarbeitung und fünf Jahre Garantie

 

 

Nachteile

 

  • Oberes Preissegment - nicht für jeden Geldbeutel geeignet

  • Automobilsprache und -symbolik im Fahrradbereich (z.B. Fernlicht und besonders das Symbol des Druckschalters)

     

    Zusammenfassung

     

    Wer auf der Suche nach dem hellsten und leistungsstärksten Dynamoscheinwerfer ist, kommt vermutlich nicht an dem M99 DY PRO von Supernova vorbei. Im Verlauf meines Tests zeigte sich der Scheinwerfer meinem alten Sinewave Beacon besonders im Lichtbild und in der Helligkeit des Fernlichts deutlich überlegen.

    Nach meiner Einschätzung ist der Scheinwerfer am besten geeignet für Ultra-Fahrer*innen und ambitionierten Sportlern, deren Rennsituationen das hellste Licht verlangen. Sofiane Sehili hat mit dem Scheinwerfer neulich das "Silk Road Mountain Race" gewonnen und sicherlich hat er vom Fernlicht viel Verwendung machen können. Standhafte Pendler werden in dem M99 wohl auch einen treuen Begleiter für den tiefen Winter finden. Meine Erfahrung mit dem Licht ist, dass für entspanntes Fahren und Bikepacking man mit dem M99 DY PRO wie mit Kanonen auf Spatzen schießt. Für diese Art von Radfahren werden auch viele andere, weitaus günstigere Dynamo-betriebene Scheinwerfer den Dienst bis tief in die Nacht tun.

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