GRAN GUANCHE: EIN BIKEPACKING-ABENTEUER AUF DEN KANARISCHEN INSELN

GRAN GUANCHE: EIN BIKEPACKING-ABENTEUER AUF DEN KANARISCHEN INSELN

02/03/2022

2. März 2022

 

von der Vulkanwüste in den Regenwald...

 

„5 Inseln, 600km, 14000Hm, so gut wie keinen Schlaf, keine Vorbereitung und keine Ahnung ob wir das können. Wer kann dazu schon nein sagen!“ Annika Vossen & Till Schenk

 

Annika aus München und Till aus Freiburg sind zwei Ultracycling-Athleten, denen der ein oder andere von Euch vielleicht schon auf Instagram folgt. „Mal schauen, ob wir das überhaupt können“ scheint die Basis der meisten ihrer Abenteuer zu sein. „Es ist die reale Chance an einem Projekt zu scheitern, was mich wirklich motiviert.“, sagt Till dazu. So ist auch der spontane Start beim GranGuanche Audax Road entstanden. Ein Non-Stop Rennen über 5 Kanarische Inseln, von Lanzarote bis La Gomera. Durch einen Post von Ulrich Bartholmoes, den viele von seinen extremen Langstrecken-Challenges kennen, haben die beiden zwei Wochen vor dem Rennen zum ersten Mal etwas davon erfahren. Eine E-mail später hatte Matteo, Rennorganisator des GranGuanche, noch 2 Plätze frei gemacht.

 

 

 

„Es ist immer dieser Moment, wenn man dann in einem Event drin ist, dass wir feststellen, Sekunde mal, wie machen wir das überhaupt und was brauchen wir dafür?" 

 

aber wofür hat man denn Ulrich Bartholmoes vor der Türe: Einen Kaffee und ein paar sehr motivierende Worte später war der Plan gemacht, die Packliste stark minimiert (wer braucht schon einen Schlafsack um draußen zu schlafen?) und die Flüge gebucht.

 

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„No risk, no fun" 

 

war Annikas Ansatz, die überhaupt erst im Juli letzten Jahres angefangen hat, ambitioniert Rad zu fahren. Das Risiko einzugehen hat sich beim GranGuanche, ihrem ersten Ultra-Rennen gleich ausgezahlt, das sie als erste Teilnehmerin finishte: “Zu wissen, als erste Frau ins Ziel kommen zu können, hat mir einen zusätzlichen Motivationsschub gegeben. Jetzt weiß ich, dass ich solche Herausforderungen packe. Nächstes Mal möchte ich noch mehr Gas geben.”

 

 

 

 

Ganz ohne Leiden ging das Rennen natürlich nicht vorüber. Direkt auf der ersten Insel machten sich Magenprobleme bei Till bemerkbar. Seine Scheibenbremse schliff so sehr, dass sogar die 20 kg leichtere Annika schneller bergab rollte. Kurz vor der Fähre war zudem durch spontane Straßenarbeiten die Strecke gesperrt, was die beiden sowie 2 weitere Mitstreiter dazu zwang, Kehrt zu machen und einen Umweg mit einem zusätzlichen 6km Anstieg in Kauf zu nehmen. Ein Rückschlag auf der Jagd nach der Fähre, der zunächst kurze Resignation und dann erst richtig das Feuer in Till erweckte, was zu einem 25 km Vollgas “Time Trial” führte, dessen Tempo am Ende nur Annika standhalten konnte und so erwischten beide noch auf den letzten Drücker die angepeilte Fähre. Nicht alle Hindernisse sind am Ende noch zum Vorteil der beiden ausgegangen: Als nach einem brutalen Anstieg auf den Teide auf Teneriffa der Kampf gegen Regen, Sturm und niedrige einstellige Temperaturen endlich geschafft war und die 45 km lange Raserei zur letzten Fähre des Tages begann, hatte sich die Batterie in Tills Schaltung verabschiedet und den Traum, die fünfte Insel auch noch in einem Rutsch zu erreichen zerstört. 40 Stunden ohne Schlaf, 500km und 11.000Hm und Temperaturschwankungen von 30 Grad, hatten die zwei zu dem Zeitpunkt schon hinter sich. 

 

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“Bei diesen Bedingungen muss man sich zu 100% auf das Equipment verlassen können. Die Batterie in meiner Schaltung war mein Fehler, aber ohnehin viel wichtiger als die Schaltung waren die Lampen. Wenn Du im Stockdunkeln auf einer fremden Strecke mit bis zu 80km/h die nächste Fähre jagst, musst Du der Lampe voll vertrauen können. Bei der GranGuanche ist die Wahl auf die Airstream 2 gefallen, da wir wussten, dass wir nur eine Nacht durchfahren würden und bei 14000hm minimales Gewicht eine große Rolle spielt.” Bei einem längeren Event käme seiner Aussage nach am ehesten ein Dynamoscheinwerfer wie der DY PRO in Frage, bei regelmäßigem Zugang zu einer Steckdose dürfe es gern auch ein Akkuscheinwerfer wie der B54 mit Akkupack sein. „Gerade die Gabel an meinem BMC Urs ist für die interne Verlegung von Dynamo Lampen ausgelegt. Da freue ich mich schon auf den ersten richtigen Härtetest.“ sagt Till mit einem Strahlen in den Augen.

 

Gewisse Vorteile brachte die verpasste Fähre dann doch noch mit sich. Der unerwartete Zwangsstopp, da sie auf die Morgenfähre warten mussten, führte zu einer Nacht im Hotel, was möglicherweise zu einem kleinen Überraschungseffekt beigetragen hat: “Ich hätte es nie gedacht, aber der letzte Tag war sogar der beste! Die Beine haben anscheinend aufgegeben sich zu wehren und waren erstaunlich fit.“, erzählt Annika. 

 

 

 


 

„Das war ja für uns beide nur ein kleiner Test, um mal zu sehen, wie Bikepacking Rennen so funktionieren. Wir glauben nicht, dass wir die nächsten Rennen auch noch so konservativ angehen werden.“ sagen die beiden mit einem Augenzwinkern zum Abschied.

 

Wenn gleich das erste Bikepacking-Rennen so losgeht, dürfen wir sicherlich noch einiges von den beiden erwarten. Unter anderem wollen sie dieses Jahr noch ganz Skandinavien mit dem Rad erkunden und beim 2800 km langen “Morocco Traverse” Gravelabenteuer starten.

 

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Was Annika und Till an Ausrüstung dabei hatten und was sie gegessen haben: 

  • Keine Isomatte und keinen Schlafsack 
  • Je 1 Bib und 1 Trikot, Daunenjacke, Regenjacke 
  • Selbstgemachte Sattelcreme und Desinfektionsspray (die ultimative Multifunktionswaffe für Wunden, “als Waschersatz” laut Till) 
  • SUPERNOVA Airstream 2 
  • Portablen 10.000 mAh Akku für den Garmin und Handy
  • Aminosäuren gegen den körperlichen Zerfall;-)
  • Was auch immer die Tankstellen hergegeben haben: Vor allem viele Süßigkeiten :-D
 
 
 Text: Till Schenk, Levin Sottru  • Fotos: Johannes Schenk
 

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