Was braucht es... um das Atlas Mountain Race zu gewinnen? Ultracycling-Senkrechtstarter Robin Gemperle im Interview

Was braucht es... um das Atlas Mountain Race zu gewinnen? Ultracycling-Senkrechtstarter Robin Gemperle im Interview

22/02/2023

Der Gewinner des Atlas Mountain Race (AMR) 2023 heißt Robin Gemperle. Drei Tage und zwanzig Stunden brauchte er für das über 1300km lange und über 23000hm umfassende Offroad-Bikepacking-Rennen, das dieses Jahr von ungewohnt eisigen Temperaturen geprägt war. Zum Fahren in der Nacht hatte Robin Gemperle den  SUPERNOVA M99 MINI PRO B54 Scheinwerfer dabei.

Quasi aus dem Nichts sorgte der junge Schweizer bereits 2022 beim Transcontinental Race (TCR) für Furore. Mit hohem Tempo und einer giftigen Fahrweise ärgerte er gleich von Anfang die stärksten Fahrer. Man merkte sofort, der ist gut vorbereitet, der hat wahrscheinlich schon einige Trainingskilometer in den Beinen. Kein Wunder, seit Kindertagen ist er dem Radsport verbunden. Erst war er Mountainbiker, später wurde er zum Fixie-Enthusiasten. Ein bisschen übernommen hatte er sich beim TCR dann doch. Mit Zwangspausen wegen Sitzproblemen reichte es am Ende aber immerhin noch für den 8. Platz.

Welche Erfahrungen und Learnings er aus seinen ersten beiden Herausforderungen mitgenommen hat, wie er sich auf solche unsupported Bikepacking-Rennen vorbereitet und was er sich von seinem Equipment wünscht, erzählte uns Robin in einem exklusiven Interview.



Was hast Du beim AMR durchgemacht? Gibt es eine Anekdote, die Du jedem erzählst, der Dich darauf anspricht?


Je mehr ich über das Erlebte nachdenke, desto klarer wird mir, dass das Ganze eigentlich eine supersmoothe Angelegenheit war. Ich konnte ziemlich genau den Plan durchziehen, den ich mir vorgenommen hatte und konnte meinen Tank ziemlich genau aufs Ende hin leeren. Ich musste also nie irgendwelche Grenzen überschreiten sondern fuhr super kontrolliert dem Ziel entgegen. Deshalb nervt mich auch die so oft erzählte Anekdote meines komplett selbst verschuldeten Plattfusses kurz vor dem Ziel so sehr: Ich war mit meinem Kopf bereits weit weg und schlitzte deshalb meinen Hinterreifen auf. Obwohl das Ganze dank Plug und ausreichend Vorsprung ohne Konsequenzen blieb, hätte ich gerne gesagt, dass mein Atlas Mountain Race ein Clean Run war. Das wurmt mich nach wie vor, ist aber auch ein super Ziel für die nächste Herausforderung. Ich merke aber auch, dass ich manchmal auch einfach mit Glück davonkam: Als ich mal wieder drei Flaschen Trinkjoghurt vernichtete achtete ich zwar auf das Ablaufdatum nicht aber auf die Bemerkung auf der Flasche, dass das Zeug speziell zum Lösen von Verstopfungen gedacht sei. Das resultierte dann in einer Nacht mit ein paar ungeplanten Pausen war aber aus irgendeinem Grund gar nicht weiter schlimm. Toll war auch meine unerwarteter erster Schlafplatz: Ich fragte in einem kleinen Kiosk nach einem  Hotel oder Guesthouse; die Befragten kannten zwar eines, bestanden aber darauf, dass ich in ihrer Küche schlafen würde. Trotzdem muss ich sagen: Für Außenstehende war mein Rennen vielleicht sogar etwas langweilig, da die großen Rückschläge und Stories eigentlich ausblieben.



Du bist noch relativ neu in der Bikepacking-Szene, letztes Jahr beim Transcontinental Race warst Du plötzlich da und bist ganz vorn mitgefahren. In Deinem „Lebenslauf“ waren bis dato eher kurze und knackige Rennen zu finden (früher Cross Country MTB, dann Fixed Gear Criterium). Wie bist Du zum Ultracycling gekommen?


Spätestens während meiner Phase als fixed gear Rennfahrer, begann ich mich auch für längere Distanzen zu interessieren. Das  hing wohl damit zusammen, dass ich mich zu Beginn dieser Zeit erstmals damit befasste, was mich am Radfahren wirklich interessiert. Als Cross Country Nachwuchsfahrer blieb dafür nämlich einerseits weder Zeit und aufgrund des nahezu pubertären Alters hatte ich auch keine wirkliche Lust zur Selbstreflexion. Zusammen mit meinem Bruder und einer Handvoll Freunden begannen wir dann ausgehend von unserer Heimatstadt Aarau mit Bikepacking-Trips in europäische Städte: Kopenhagen, Riga etc. Da wurde dann immer offensichtlicher, dass ich ziemlich gut mit den langen Tagen und allen anderen Unannehmlichkeiten klar komme und mein Freund Julian überzeugte mich davon mich fürs TCR anzumelden. Ich dachte dann das würde so eine once-in-a-lifetime-Story werden – falsch gedacht.




Und wie bereitet man sich auf self supported Bikepacking-Rennen vor? Oder: Kann man sich überhaupt darauf vorbereiten?


Ich denke, dass ich bezüglich körperlicher Fitness einen ziemlich klassischen Ansatz verfolge. Vereinfacht gesagt: Mein Coach plant, ich trainiere und vertraue ihm. Natürlich muss ich mit Studium und Jobs dafür sorgen, dass mein Pensum einigermaßen überschaubar bleibt, aber so 8-15 Stunden pro Woche sind eigentlich meist drin. Viel unkonventioneller gehe ich mit allen anderen Anforderungen um. Ich treffe last minute Materialentscheidungen, schaue mir in der letzten Stunde vor dem Start die Strecke an und benötige zwingend eine Checkliste um nichts zu vergessen. Da bin ich wirklich einfach super glücklich, dass meinerseits wohl ausreichend Verständnis für Radfahren an sich vorhanden ist, sodass dann letztendlich ziemlich alles reibungslos funktioniert hat.



Warum fiel Deine Entscheidung auf unseren B54? Was gefällt Dir besonders an dem Scheinwerfer?


Die Frage nach der Beleuchtung kam verhältnismäßig früh auf. Ich hatte eigentlich geplant, mit Dynamo zu fahren, stellte dann aber fest, dass der B54 theoretisch locker ausreichend Akkuleistung hat, um mich ohne Nachladen ins Ziel zu bringen. Auch bei 4-5 "Nachtschichten". Ich schaute mir dann ein paar Reviews an und stellte fest, dass die tiefste Leuchtstufe zudem ausreichend Lumen bietet, um durch einfacheres Gelände zu fahren und war eigentlich schon überzeugt. Trotzdem würde ich mit dem Lenkerschalter problemlos auf mehr Leistung umschalten können und weil die Smartphone-App wirklich problemlos funktioniert und ohne Effort den Akku findet würde ich sicher täglich den Ladestand überprüfen. Für einen Akkuscheinwerfer sprach auch aber der Umstand, dass ich einfach meinen bestehenden Syncros-Laufradsatz nehmen konnte und nicht noch ein neues Vorderrad einspeichen musste. Aufgrund dieser Möglichkeit leichte Komplettradsätze zu fahren überlege ich mir momentan sogar generell auf Akku umzusatteln und meinen Dynamo nur noch für easy Trips ausserhalb von Rennen zu nutzen, denn speziell bei längeren Events besteht ja auch eher die Möglichkeit den Akku mal für ein paar Stunden nachzuladen.




Welche Abenteuer stehen als nächstes auf dem Programm?


Wir planen schon länger dieses Jahr mit unseren Fixies nach Pristina zu fahren. Ob das aufgeht, ist allerdings fraglich, die Situation im Kosovo ist zurzeit ja nicht gerade entspannt. Rennmässig werde ich mich nochmals am Transcontinental Race versuchen. Ich will dort aus den Fehlern vom letzten Jahr lernen. Als Vorbereitung plante ich das Hope1000 ein, das findet ja quasi bei mir zu Hause statt und erlaubt mir hoffentlich den Aufwand etwas überschaubarer zu halten. Und wenn ich dann gegen Herbst noch Lust und Energie habe, könnte ich mir vorstellen Badlands anzuhängen. Aber wer weiss. Zurzeit hab ich nicht mal einen Startplatz und ich wäre ja definitiv nicht der erste, welcher sich im Übermut gar etwas viel vornimmt.




Vielen Dank für das Interview, Robin! 


Photos: Nils Längner / Interview & Text: Levin Sottru

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