Was braucht es... um das TCR zum zweiten Mal in Folge zu gewinnen? Extremradsportler Christoph Strasser steht Rede und Antwort

Was braucht es... um das TCR zum zweiten Mal in Folge zu gewinnen? Extremradsportler Christoph Strasser steht Rede und Antwort

01/12/2023

Bestens vorbereitet, dem Erfolgsdruck standgehalten und am Ende auch abgeliefert: So könnte man die zweite Teilnahme des Ultracycling-Spezialisten Christoph Strasser am Transcontinental Race Nr. 9 beschreiben. Obwohl der 6-fache Gewinner des Race Across America (RAAM) immer noch relativ frisch im "Unsupported"-Bereich ist, konnte er einmal mehr unter Beweis stellen, dass er bei ultralangen Rennen einfach oberste Weltspitze ist. In beeindruckenden 8 Tagen, 16 Stunden und 30 Minuten über 3.939 Kilometer von Belgien nach Griechenland holte Christoph das Double beim TCR.

 

Auf dem Weg machten ihm viele Herausforderungen das Leben schwer. Allein schon der Start mit mehreren Tagen Dauerregen in Folge war so, dass man sich eigentlich wünscht, gleich wieder nach Hause zu können. In den Alpen und auf dem Balkan kam es mit dem Schweizer Robin Gemperle zu einem anstrengenden Schlagabtausch um die Führung, in Albanien hatte er mit extrem schlechten Straßen zu kämpfen und in Griechenland sorgten dann eine schmerzhafte Panne und der Verlust seines Trackers für Nervenkitzel. Trotzdem hatte er sich bereits soweit abgesetzt, dass er mit gut 6 Stunden Vorsprung auf Gemperle durchs Ziel fuhr.

 

Kurz gesagt, musste Christoph eine nicht unerhebliche Menge Leid auf sich nehmen, um seinen Titel beim TCR zu verteidigen. Seine ganz persönlichen Erfahrungen teilte er mit uns in einem exklusiven Interview. Viel Spass beim Lesen!

 

 

Herzlichen Glückwunsch zum Double, Christoph. Was hast Du beim TCRNo09 durchgemacht? Gibt es eine Anekdote, die Du jedem erzählst, der Dich danach fragt?

 

Es gab wie bei jedem Rennen ziemlich viele schwierige und herausfordernde Passagen während des Transcontinental 2023. Überwogen haben aber definitiv die positiven, schönen Erlebnisse und Erfahrungen.


Wenn ich an die Tiefpunkte zurückdenke, fällt mir als erstes das nasskalte Wetter vom Start bis in die Alpen ein, das uns immer wieder erwischte. Leichter Regen in der ersten Nacht, Starkregen in der Schweiz und danach immer wieder kurze Regengüsse in Italien und Österreich. Vor allem in der Nacht war das auch gefährlich, weil die Sicht trotz sehr guter Beleuchtung auf nassem Asphalt schlechter wird, dazu ist der Belag in Kurven rutschig. Körperlich setzt die Kälte natürlich auch zu, die Haut am Gesäß wird aufgeweicht, es kann zu Sitzbeschwerden kommen, ausreichend Trinken wird mühsam und die Finger froren mir fast ab.


Der nächste Tiefpunkt waren die Straßenverhältnisse in Albanien, wo normale Bundesstraßen, die auf Google Maps als große gelbe Hauptstraßen eingezeichnet sind, kilometerlange Schotterpisten waren, wo die Geschwindigkeit enorm niedrig wurde. Hände, Füße und Gesäß litten extrem unter den Vibrationen.


Am schlimmsten waren für mich aber die letzten 150 Kilometer am Finisher Parcours, der von der Rennleitung vorgegeben war. Es ist ja immer so: Schwierigkeiten, auf die man sich einstellt, sind gut zu managen. Der Gravel Abschnitt bei Parcours 3 war zum Beispiel auch sehr zäh, aber da war klar, dass das so sein wird. Die vielen Alpenpässe waren ebenso schwierig, aber da wusste ich genau, was kommt. Nur bei all den beschriebenen Krisen, vor allem bei dem Finisher Parcours, kam das unerwartet. Die Offroad-Abschnitte vor dem Ziel brachten mich zu Sturz, ich verlor meinen Tracker, fuhr mir den Hinterreifen platt, musste in der Nacht im tiefen und feuchten Sand einen Kilometer zurück laufen um meinen Tracker zu suchen, wobei mein batteriebetriebenes Reservelicht leer war und ich nur das Handy-Licht hatte. Als ich endlich den Tracker wieder gefunden und den Reifen repariert hatte, schob ich das Rad, bis ich wieder auf Asphalt war, weil ich so demoralisiert war und keinen weiteren Defekt mehr haben wollte.

 

 

 

Für die meisten Zeitgenossen warst Du schon immer der legendäre  Christoph Strasser. Aber wie bist Du eigentlich zum Ultracycling gekommen?

 

Das hat gar keine tiefgründige Geschichte, ich fand den Sport einfach sehr spannend und aufregend, als ich das in den Medien mitverfolgt habe. In Österreich war das RAAM seit vielen Jahrzehnten sehr populär, wir hatten mit Franz Spilauer den ersten europäischen RAAM Sieger und mit Wolfgang Faschings Erfolgsserie einen wahren Hype um das Race Across America. TV und Zeitungen waren voll mit Stories und ich dachte mir: „Wenn ich mal groß bin, möchte ich das auch versuchen, die Kombination aus Abenteuer und Rennen fasziniert mich.“


Mit 20 Jahren habe ich dann ohne jemals ein Radrennen gefahren zu sein spontan an einem 24h Rennen teilgenommen. Eigentlich wäre eine 4er Staffel mit Freunden geplant gewesen, doch nach einigen Absagen probierte ich es dann solo. Ich war super schlecht, fuhr ein paar Runden, schlief 8 Stunden und fuhr noch ein paar Runden. Wohlgemerkt mit einem MTB auf diesem Straßenkurs, Laufhose und T-Shirt und Baseballkappe, weil ich noch keine Ausrüstung hatte.


Es war für mich unglaublich faszinierend zu sehen, dass es Menschen gibt, die 24h ohne Pause durchfahren, und das spornte mich an. Ich begann zu trainieren, für mein erstes Rennrad zu sparen und konnte 5 Jahre später erste Erfolge einfahren, dieses 24h Rennen gewinnen, mich mit Podiumsplätzen bei Race Around Slovenia, Glocknerman, RATA und anderen 24h Rennen fürs RAAM qualifizieren. Von Jahr zu Jahr versuchte ich mich in kleinen Schritten zu verbessern.

 

 

Wie bereitest Du Dich auf ein unsupported Rennen vor? Kann man sich darauf überhaupt vorbereiten?

 

Meine Ausgangssituation ist hier natürlich eine sehr spezielle. Ich war 9x beim RAAM am Start, 5x beim Race Around Austria, ich radelte unter 7 Tagen durch Australien oder in 24h Einzelzeitfahren über 1000km weit. Körperlich habe ich in 15 Jahren Ultra Radrennen mit Betreuerteam eine ganz starke Basis aufgebaut und muss jetzt für unsupported Rennen körperlich nicht anders trainieren. Für mich ist das eine ganzjährige Vorbereitung mit einem Coach, der mir für 11 Monate im Jahr zwischen 20-30 Stunden Training pro Woche zurechtschneidert.


Speziell ist für mich die Vorbereitung insofern beim Rundherum: Planen der Route, bzw. Infos über die Route sammeln, Ausrüstung testen und optimieren, umstellen der Ernährungsstrategie von hochqualitativer Flüssignahrung auf Supermarkt- und Tankstellenfutter.


Im Gegensatz zu einem RAAM ist das TCR in der Vorbereitung aber viel einfacher, da vor allem der Faktor „Team Zusammenstellung“ weg fällt. Beim RAAM gibt es unzählige Dinge zu organisieren: Gepäcktransport, Buchungen für Begleitautos und Teamunterkünfte, man überlegt sich für das Rennen sehr viele Pläne, Worst-Case-Szenarien, sucht vorab Lösungen für eventuell auftretende Probleme, um sie im Rennen sofort und ohne Zeitverlust zu lösen. Bei unsupported muss man sich auf das Unvorhersehbare einlassen und kann sich auf viele Umstände gar nicht vorbereiten, weil man auch kaum etwas mitnehmen kann. Bei der Ausrüstung geht es daher um Testen und Vergleichen und um Minimieren. Ich muss mich zum Beispiel für das beste Beleuchtungssystem entscheiden. Beim RAAM nehme ich einfach 4 verschiedene Lampen mit und kann sie jederzeit tauschen.

 

 

Warum hast Du Dich für SUPERNOVA Beleuchtung entschieden? Was gefällt Dir besonders an welchem Produkt (z.B. DY PRO vs. AIRSTREAM)?

 

Natürlich liegt das ganz klar an der Qualität, der hochwertigen Verarbeitung und der Leuchtkraft. Die Lichter sind sehr robust, ich habe noch nicht geschafft, etwas kaputt zu machen und ich bin vor allem auf eine neue Vorliebe für Dynamobeleuchtung gestoßen, die ich bis vor kurzem nicht kannte und auch nicht benötigte. Gutes Licht gibt mir in der Nacht ein Gefühl von Sicherheit und verringert auch das Problem mit der Müdigkeit.

 

 

Nochmal etwas spezifischer: Wann benutzt Du Akku-, wann Dynamobeleuchtung?

 

Bisher habe ich meistens Dynamobeleuchtung genutzt, weil ich den Dynamo auch für das Laden vom Telefon und dem Garmin nutzen kann. Dann liegt das irgendwie auf der Hand, dass ich damit gleich das Licht mitbetreibe. Das spart in Summe Gewicht und macht unabhängig, der einzige kleine Nachteil ist der geringe Widerstand, den der Dynamo verursacht. Beim Mitführen vom großen Akku für die Beleuchtung und Powerbanks für die anderen Geräte, kommt immer auch Gewicht mit. Ich kann die Powerbanks theoretisch verlieren, das Laden braucht Zeit und irgendwann werden Akkus auch schwächer.


Batteriebetriebene Lichter nehme ich eigentlich nur für kurze Events, wenn es nur durch 1 Nacht oder ein paar Stunden Dunkelheit geht, wie bei 24 Stunden Rennen. Die Airstream zum Beispiel ist beinahe so hell wie die starke M99, aber auf der höchsten Stufe ist die Nutzungsdauer doch recht kurz. Ich schalte sie dann je nach Geschwindigkeit immer wieder in verschiedene Modi: Bergauf nur die schwache Stufe, und die volle Leistung nur in hohem Tempo. Dann geht sich das mit einer Nacht wunderbar aus.

 

 

Gibt es irgendein Rennen, das Dir noch im Portfolio fehlt? Von welchen neuen Abenteuern träumst Du?

 

Momentan träume ich von Rennen, mit einem großen und starken Feld am Start. Mich reizt der Wettkampf mehr als das Abenteuer, da bin ich vielleicht ein bisschen anders gestrickt als andere. Ich bin durchaus öfters für die gleichen Rennen motiviert, weil man sich da auch an sich selbst messen und versuchen kann, sich zu verbessern. Für ein reines Abenteuer würde ich kein Rennen brauchen, das würde ich lieber ohne Startnummer angehen. Aber wenn ich mich für ein Rennen anmelde, finde ich es schon super, wenn das Niveau hoch ist. Solange die Rennen (großteils) auf der Straße stattfinden und ordentlich lange sind, brennt mein Feuer dafür.

 

Wer noch genauer wissen will, was Christoph (und andere Fahrer) beim TCR durchgemacht haben, dem sei empfohlen, mal in seinen SITZFLEISCH PODCAST (Folgen 132-140) reinzuhören.

 

 

Interview & Text: Levin Sottru

Fotos: Lex Karelly

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