Showdown auf der Seidenstraße - Seb Breuers bisher größte Herausforderung

Showdown auf der Seidenstraße - Seb Breuers bisher größte Herausforderung

18/10/2023

Seb Breuer absolvierte im August 2023 erstmals das legendäre SILK ROAD MOUNTAIN RACE in Kirgisistan. Er hatte nicht viel Vorbereitungszeit und ging ohne Erwartungen auf eine Platzierung in das Rennen. Einfach nur finishen war sein erklärtes Ziel. Trotzdem erreichte er bei der bisher wohl größten Challenge seiner Karriere einen überaus beachtlichen 5. Platz. Ein Traum wurde Realität. Oder war es zugleich ein Alptraum? 

 

 

 

Das SILK ROAD MOUNTAIN RACE ist ein ununterstütztes, "one-stage" Mountainbike-Rennen auf einer festgelegten Route über 1900 Kilometer und 30.000 Höhenmeter durch die Berge Kirgisistans. Die Strecke führt überwiegend über Schotterwege und alte sowjetische Straßen, die längst vergessen und verfallen sind. Asphalt, wie man ihn aus Mitteleuropa kennt, ist wenig bis kaum vorhanden. Auf manchen Abschnitten müssen die Teilnehmenden ihr Fahrrad schieben.

 

Eine der größten Herausforderungen des SILK ROAD MOUNTAIN RACE (SRMR) ist die Rauheit der Natur. Das mit Gipfeln von über 7000 Metern hohe Tian Shan-Gebirge bedeckt über 80% des Landes Kirgisistan. Das SRMR findet in dünner Luft zwischen 2000 und 4000 Metern Höhe statt, wodurch der Körper und sein Stoffwechsel noch schneller ans Limit gebracht werden. Die Straßen und Wege sind sehr rau, oft mit Schotter und felsigen Abschnitten, was das Radfahren schwierig und gefährlich macht. Die steilen Anstiege sind ohne außergewöhnliche Kletterfähigkeiten und eine super Kraftausdauer kaum bezwingbar. Die ebenso steilen Abfahrten sind oft sehr technisch und erfordern Top Bikehandling-Skills. Unberechenbares Wetter und teils extreme Temperaturschwankungen erschweren das Rennen zusätzlich: Im Sommer kann es tagsüber je nach Höhenlage über 30 Grad warm werden, nachts sinkt das Thermometer aber schnell runter auf den Gefrierpunkt. Die Abgeschiedenheit und Isolation der Strecke jedoch stellen das wahrscheinlich größte Problem dar. Das SRMR führt die Teilnehmer nämlich immer wieder durch absolute Wildnis fernab jeglicher Zivilisation. Das bedeutet, dass die Fahrer vollständig selbstversorgt sein müssen. Eine Strategie kann daher zum Beispiel sein, die komplette für das Rennen erforderliche Verpflegung von Anfang an mit sich zu führen. Das wiederum bringt mehr Gewicht mit sich, was auf den vielen Höhenmetern zu einem erheblichen Nachteil werden kann. Wer sonst auf schnelles "Bikepacking Light" mit spontanen Resupply-Stops setzt, wird hier durch sehr spärliche Nachschubmöglichkeiten enttäuscht. Unbekannte Lebensmittel können einem außerdem schnell den weiteren Appetit verderben (siehe hierzu etwa unser Interview mit Robin Gemperle zum Atlas Mountain Race). Die Ernährungsstrategie erfordert daher sorgfältige Planung. Im Falle von Notfällen oder Verletzungen kann außerdem der Zugang zu medizinischen Einrichtungen begrenzt sein, was ein zusätzliches Risiko darstellt.

 

Wie sich Seb auf das SRMR vorbereitet hat, mit welchem Equipment er am Start war und ob es für ihn traumhaft oder eher alptraumhaft gelaufen ist, hat er uns nach dem Rennen in einem exklusiven Interview erzählt:

 

Seb, was waren die größten körperlichen Herausforderungen bei einem Rennen ohne Unterstützung in derart abgelegenem Terrain? Wie hast Du Dich darauf vorbereitet?

Im Grunde war meine Teilnahme super spontan. Ich habe mich rund vier Wochen vorher dazu entschieden, nachdem ich mit meiner Frau Christina darüber gesprochen habe. Außer ein gutes körperliches Niveau zu erreichen, um dieses Monster überhaupt zu bezwingen, war natürlich die sonstige Vorbereitung recht komprimiert. Eine Vorbereitung in der Höhe gab es nicht. Ich bin mit einer guten Fitness angereist und war vom Gewicht sicher auch schon leicht unterwegs. Das würde ich beim nächsten Mal anders machen und mehr auf den Rippen haben. Am Ende fehlten dann 6 Kilo. Das war schon krass beim Blick in den Spiegel. Abgesehen von den Legenden rund um das SRMR hatte ich keine Ahnung was mich erwarten wird. 

 

Was war mental besonders hart? Konntest Du Dich auch darauf vorbereiten? 

Die Länge ohne Resupply. Du fährst teilweise den ganzen Tag und siehst außer einer atemraubenden Landschaft nichts und niemanden. Das ist mental schon eine echte Herausforderung. Und wenn Du dann Mal was zu essen findest, musst Du aufpassen, wie es gelagert oder zubereitet wurde, um Vergiftungen und Infekten aus dem Weg zu gehen.

 

 

Wie hast Du Ernährung und Flüssigkeitszufuhr über eine so lange Strecke und Dauer gehandhabt? Welche Art von Verpflegung hattest Du dabei, was gab es unterwegs?

Unterwegs gab's eigentlich kaum was, auch dadurch bedingt, dass ich super vorsichtig war. Ich habe mich zumindest getraut, Brot oder originalverpackte Dinge zu essen. Abends in den Yurten gabs für mich meistens nur trockenes Brot mit Tee. Ich hatte aber die Taschen voll mit Gels, Riegeln und Pulver. Das war extrem hilfreich. Nicht zu vergessen mein Wasserfilter. Ohne den wäre das Rennen schneller vorbei gewesen als man schauen kann.

 

Was war noch wichtig, um während des Rennens so autark wie möglich zu sein? Was sind essenzielle Utensilien für Dich?

Der eben schon erwähnte Wasserfilter, außerdem Micropur Desinfektions-Tabletten und auch generell einfach zuverlässiges Material. Es gibt drei Dinge, die Du vermeiden musst: Stürze, Lebensmittelvergiftungen und Hunger.

 

 

Welches spezielle Licht-Setup hattest Du Dir überlegt und warum?

Ich hatte den M99 DY PRO und einen Nabendynamo dabei. Das ist mein Rundum-Sorglos-Paket. Ich kann zu jeder Zeit mein Licht einschalten und habe sogar Fernlicht. Das ist ein bedeutender Sicherheitsfaktor. Sorgen um die Akkulaufzeit muss ich mir auch nicht machen.

 

 

Welche Lektionen konntest Du aus diesem Rennen lernen? Und was bringt Dir das für künftige Abenteuer?

Für mich ging es ums Ankommen. Ich hatte keine weiteren Ziele als Ankommen und Lernen. Das Rennen war mit den besten Ultraendurance-Athleten der Welt besetzt. Mir fehlt im Vergleich zu diesen Fahrern noch immer die Erfahrung. Trotz meiner deutlich längeren Schlafzeiten (Sofiane Sehili als Sieger hatte 9 Stunden und ich fast 2 Tage) konnte ich am Ende auf Platz 5 fahren, ohne das letzte aus meinem Körper rauszuholen. Wo die Reise also hingehen kann, werden wir dann wohl in den kommenden Jahren sehen. Es motiviert mich jedenfalls sehr...

 

Wir sind schon gespannt auf die nächsten Abenteuer von Seb und wünschen ihm alles Gute! 

 

 

 

Fotos: Nils Längner

Interview & Text: Levin Sottru

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